Ausgerechnet den? - Susan E. Phillips
Ausgerechnet den?
- Autor: Susan Elizabeth Phillips - SEP
- Teil 1 - Chicago Stars Serie (Phoebe Somerville & Dane Calebow)
- Ausgerechnet den?
- Originaltitel: It Had To Be You (1994)
- Verlag: Blanvalet (Oktober 2001)
- Deutsche Erstausgabe
- Übersetzer: Gertrud Wittich
- Genre: Romance mit Humor
Kurzbeschreibung
Mein persönlicher Buch-TIP !!
Ausgerechnet den? (It Had To Be You) - Roman von Susan E. Phillips
Darauf ist das Chicago-Footballteam nicht vorbereitet: Verkündet da doch eine zierliche, freche Schönheit, dass sie ab sofort der Boss ist, weil sie den ungehobelten Haufen mittelmäßiger Spieler schlicht und einfach geerbt hat! Phoebe Somervile bereitet die Empörung der Spieler diebischen Spaß – vor allem, als sie den Trainer, eine athletische Spielerlegende aus Alabama, kennen lernt. Aber diesem Prachtexemplar von Sportler mit dem Hirn von der Größe einer Erbse wird sie auch noch die Flötentöne beibringen – denkt sie. Dan Calebow wiederum hat in Phoebe genau das vor sich, was ihm entsetzlich auf den Geist geht: eine Unsinn quasselnde, hohle Barbiepuppe, die nicht die leiseste Ahnung von der Funktion eines Werfers oder dem richtigen Leder hat. Es sei denn, man trägt es als Handtasche. Aber warum reagiert er dann auf dieses aufreizende Weib wie eine scharfe Tellermine? Oder andersherum: Weshalb hat die weltgewandte Phoebe bei ausgerechnet diesem Mann plötzlich so weiche Knie? All diese Rätsel können nur mit völlig neuartigen Trainingsstunden gelöst werden...
Lesermeinungen und Bestellmöglichkeit
Bestseller Sonderausgaben | Bücher bestellen 0,- Versandkosten | Hörbücher direkt herunterladen |
Ausgerechnet den? bei amazon.de
Ausgerechnet den? - SEP - bei eBay
Leseprobe: Ausgerechnet den ?
Phoebe Somerville hatte es wieder einmal geschafft, alle vor den Kopf zu
stoßen. Nicht nur, dass sie ihren französischen Pudel zur Beerdigung ihres
Vaters mitgebracht hatte, nein, sie hatte auch noch ihren ungarischen Liebhaber
dabei. Und dann ihr Aufzug! Wie ein Filmstar aus den Fünfzigerjahren, auf der
Nase eine Sonnenbrille, die nach außen hin spitz zulief und mit falschen
Glitzersteinen besetzt war, den kleinen weißen Pudel auf dem Schoß. Ja, so saß
sie da und lauschte der Grabrede des Pfarrers. Die übrigen Trauergäste wussten
nicht so recht, was (oder wer) nun der Gipfel der Unverschämtheit war - das
perfekt frisierte Hündchen mit den zwei pfirsichfarbenen Samtschleifchen an den
Ohren, Phoebes umwerfend gut aussehender Ungar mit seinem langen Pferdeschwanz
oder Phoebe selbst.
Phoebe besaß von Natur aus aschblondes Haar, zurzeit kunstvoll mit platinblonden
Strähnchen aufgemotzt. Eine fette Locke fiel ihr raffiniert übers Auge, was
unwillkürlich an den Film »Das verflixte siebente Jahr« mit Marilyn Monroe
erinnerte. Ihr feuchter, voller Kussmund erstrahlte in einem schrillen Pink.
Dieser Mund war nun leicht geöffnet, während der Blick hinter der
Katzenaugen-Sonnenbrille auf den glänzenden schwarzen Ebenholzsarg gerichtet
war, der die sterblichen Überreste von Bert Somerville barg. Phoebe trug ein
knappes weißes Kostüm mit einem flotten gesteppten Jäckchen, was an sich schon
ungehörig genug war. Doch der absolute Höhepunkt war das, was sie darunter
anhatte, nämlich ein Goldmetallicbustier, das wohl für ein Rockkonzert,
keinesfalls aber für eine Beerdigung geeignet war. Um den knallengen - seitlich
auch noch geschlitzten! - Minirock schlang sich eine dicke Goldkette, an deren
Vorderseite, nun ja, man wunderte sich über fast gar nichts mehr, ein schweres
goldenes Feigenblatt baumelte.
Phoebe war, seit sie mit achtzehn ausgebüchst war, nie mehr in Chicago gewesen,
sodass nur die wenigsten der Trauergäste Bert Somervilles berüchtigter Tochter
begegnet waren. Nach dem, was man über sie gehört hatte, überraschte es jedoch
keinen, dass ihr Vater sie enterbt hatte. Welcher Vater würde auch Besitz und
Vermögen an eine Tochter vererben, die jahrelang ein liderliches Verhältnis mit
einem über vierzig Jahre älteren Mann gehabt hatte, selbst wenn es sich bei
diesem Mann um den berühmten spanischen Maler Arturo Flores handelte? Und dann
auch noch diese peinlichen Bilder. Für einen Mann wie Bert Somerville waren
Bilder von Nackten eben Bilder von Nackten. Nicht einmal die Tatsache, dass die
dutzenden von abstrakten Akten, die Flores über die Jahre von seiner Muse gemalt
hatte, nun die Wände zahlreicher Museen in aller Welt zierten, konnte etwas an
seinem abschlägigen Urteil ändern.
Phoebe besaß eine Wespentaille und schlanke, wohlgeformte Beine, doch ihre
Brüste waren voll und ihre Hüften rund und weiblich, eine Figur also, wie sie
die Frauen in den Fünfzigern gehabt hatten, in einer längst vergangenen Zeit,
als Frauen noch wie Frauen aussahen. Phoebe hatte eine »sündige Figur«, um einen
etwas veralteten Ausdruck zu strapazieren, die Art Figur, die Männer zu
hechelnden Idioten machte, eine Figur, deren Abbild genauso gut auf die Innentür
eines Spinds passte wie an die Wand eines Museums. Sie hatte den Körper einer
hirnlosen Blondine, keineswegs jedoch das dazu gehörige Spatzenhirn, auch wenn
die Welt, besonders die männliche, das glaubte, denn Phoebe wurde selten anders
als nach ihrem Äußeren beurteilt.
Ihr Gesicht fiel ebenso aus dem Rahmen wie ihre Figur. Irgendetwas stimmte nicht
mit ihren Gesichtszügen, obwohl man nicht hätte sagen können, was. Denn sie
besaß eine gerade Nase, einen wohlgeformten Mund und einen starken Unterkiefer.
Vielleicht lag es ja an dem unglaublich erotischen kleinen Leberfleck auf einem
ihrer hohen Wangenknochen. Oder an den Augen. Diejenigen, die einen Blick darauf
erhascht hatten, bevor sie sie hinter ihrer Sonnenbrille versteckte, hatten
bemerkt, dass sie ein wenig schräg standen und irgendwie viel zu exotisch für
ihr Gesicht waren. Arturo Flores hatte diese bernsteinfarbenen Katzenaugen nicht
selten überzeichnet, manchmal größer als ihre Hüften, manchmal mitten auf ihre
Prachtbrüste gesetzt.
Phoebe wirkte während der Beerdigungsfeier kühl und beherrscht, obwohl es, für
diese Jahreszeit im Juli nicht ungewöhnlich, drückend schwül war. Nicht einmal
der nahe gelegene DuPage River, der sich durch viele im Westen von Chicago
gelegene Vororte schlängelte, brachte Erleichterung. Man hatte sich zwar in
einem Halbkreis unter dem schattigen grünen Blätterdach einiger großer alter
Laubbäume versammelt, doch nicht alle Anwesenden hatten ein Schattenplätzchen
ergattert, sodass viele der reichen Pinkel in der prallen Sonne stehen und in
ihren Designerklamotten schwitzen mussten. Dazu kam der fast betäubende Geruch
der nahezu hundert Blumengestecke. Glücklicherweise waren die Trauerreden kurz,
und es gab nachher keinen Empfang, sodass man sich schon allseits darauf freute,
sich bald wieder verdrücken zu können, während man insgeheim frohlockte, dass
Bert Somervilles Nummer aufgerufen worden war und nicht die eigene.
Der gelackte schwarze Sarg war über einer züchtig mit einem grünen Teppich
verdeckten Grube aufgebahrt worden. Phoebe saß direkt davor, in der ersten
Reihe, zwischen ihrer Halbschwester Molly und ihrem Vetter Reed Chandler. Den
Sargdeckel zierte ein enormes Blumenarrangement in der Form eines Sterns aus
weißen Rosen, verziert mit königsblauen und goldenen Schleifen, den Farben der
Chicago Stars, des Footballvereins der National Football League, den Bert zehn
Jahre zuvor erworben hatte.
Als die Begräbnisfeier zu Ende war, erhob sich Phoebe mit ihrem Pudel auf dem
Arm. Ein Sonnenstrahl fiel auf sie und ließ die Goldmetallicfäden ihres Bustiers
aufblitzen und die falschen Steinchen in der Fassung ihrer
Katzenaugensonnenbrille funkeln. Ein unnötig dramatischer Effekt für eine Frau,
die auch so schon mehr als genug Dramatik besaß.
Reed Chandler, Berts fünfunddreißigjähriger Neffe, erhob sich ebenfalls und trat
an den Sarg, um eine Blume darauf zu legen. Phoebes Halbschwester Molly folgte
linkisch seinem Beispiel. Reed wirkte ganz wie der trauernde Verwandte, obwohl
es ein offenes Geheimnis war, dass er das Footballteam seines Onkels erben
würde. Auch Phoebe legte pflichtschuldigst ihre Blume auf den Sarg. Nein, sie
würde sich nicht von ihrer alten Bitterkeit überwältigen lassen. Wozu auch? Was
hätte das für einen Sinn? Als er noch lebte, war es ihr trotz aller Mühen nie
gelungen, seine Liebe zu erringen, und nun konnte sie es guten Gewissens lassen.
Sie drückte tröstend den Arm ihrer jungen Halbschwester, die für sie immer eine
Fremde geblieben war, doch Molly entzog ihr den Arm und wich zurück, wie immer,
wenn Phoebe versuchte, ihr näher zu kommen.
Reed trat an ihre Seite, und Phoebe zuckte automatisch zurück. Auch wenn er
mittlerweile noch so vielen Wohltätigkeitsvereinen angehörte, sie könnte niemals
vergessen, wie schlimm er ihr in ihrer Kindheit zugesetzt hatte. Ohne zu
überlegen wandte sie sich von ihm ab und den Umstehenden zu. Mit einer
atemlosen, leicht rauchigen Stimme, der perfekten Ergänzung zu einer Figur, bei
der jedem Mann das Wasser im Mund zusammenlief, hauchte sie: »Wie überaus nett,
dass Sie kommen konnten, besonders bei dieser abscheulichen Hitze. Viktor, mein
Bärchen, würdest du Pooh bitte einen Moment nehmen?«
Sie streckte Viktor Szabo die kleine weiße Pudeldame hin. Der rassige Ungar
hatte nicht nur wegen seines umwerfenden Aussehens allen anwesenden Frauen den
Kopf verdreht, sondern auch, weil ihnen etwas an diesem ausgesprochenen
Prachtexemplar von Mann bekannt vorkam. Ein paar von ihnen hatten ihn auch
prompt als das Fotomodell erkannt, das mit eingeölten Muckis, offenem Wallehaar
und halb offenem Hosenschlitz auf zahlreichen Werbeplakaten für Jeans prangte.
Viktor nahm ihr das Hündchen ab. »Aber gerne, mein Liebling«, erwiderte er in
einem zwar merklichen, aber längst nicht so ausgeprägten Akzent wie der der
Gabor-Schwestern, die doch schon ein halbes Jahrhundert länger in den
Vereinigten Staaten lebten als er.
»Mein Schoßhündchen«, flötete Phoebe, womit sie jedoch keineswegs ihre Hündin,
sondern Viktor meinte.
Viktor fand insgeheim, dass sie es ein bisschen übertrieb, doch er war
schließlich Ungar und daher von Natur aus Pessimist. Deshalb pustete er ihr
lediglich eine Kusshand zu und schenkte ihr einen seelenvollen Blick. Den Pudel
setzte er sich in die Armbeuge und nahm dann eine Pose an, die seinen Körper,
bei dem einem ebenfalls das Wasser im Mund zusammenlaufen konnte, bestmöglich
zur Geltung brachte. Gelegentlich bewegte er den Kopf, damit die Silberperlen
aufblitzten, die diskret in sein Haar geflochten waren, das in einem langen,
dichten Schweif über die Hälfte seines Rückens fiel.
Phoebe streckte ihre schlanke, langfingrige Hand, deren bonbonrosa Nägel weiße
Halbmonde zierten, einem untersetzten US-Senator entgegen, der in diesem Moment
auf sie zutrat. Mit einem Gesichtsausdruck, als wäre er ein besonders leckerer
Nachtisch, säuselte sie: »Senator, ich bin ja sooo froh, dass Sie kommen
konnten. Noch dazu, wo Sie doch so schrecklich beschäftigt sein müssen. Sie sind
einfach ein Schatz!«
Die pummelige, grauhaarige Frau des Senators bedachte Phoebe zunächst mit einem
misstrauischen Blick, war dann jedoch überrascht über die Wärme und
Freundlichkeit des Lächelns, mit dem Phoebe nun auch sie begrüßte. Später fiel
ihr auf, dass Phoebe Somerville weit entspannter mit Frauen umzugehen schien als
mit Männern, was für eine Sexbombe wie sie schon verwunderlich war. Nun, ihre
ganze Familie war ja nicht gerade normal.
Bert Somerville beispielsweise war bekanntermaßen ein leidenschaftlicher
Bewunderer von Las-Vegas-Showgirls gewesen. Immerhin hatte er drei davon
geheiratet. Die erste, Phoebes Mutter, war jung gestorben. Das war, als sie
versuchte, Bert den heiß ersehnten Sohn zu schenken. Seine dritte Frau, Mollys
Mutter, war vor dreizehn Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
Sie war nach Aspen unterwegs gewesen, wo sie die Scheidung von Bert hatte feiern
wollen. Nur Berts zweite Frau lebte noch, und die wäre nicht mal über die Straße
gegangen, um seine Beerdigung zu besuchen, geschweige denn von Reno
herübergeflogen.
Tully Archer, der hoch geschätzte Abwehrchef der Chicago Stars, wandte sich von
Reed ab und trat nun zu Phoebe. Mit seinen weißen Haaren, den buschigen
Augenbrauen und der dicken roten Nase sah er aus wie ein bartloser
Weihnachtsmann.
»Einfach furchtbar, Miss Somerville, einfach furchtbar.« Er räusperte sich mit
einem rhythmischen hcht-hcht. »Haben uns, glaube ich, noch nie gesehen. Ist
schon komisch, dass ich Berts Tochter in all den Jahren nie begegnet bin. Bert
und ich, wir kannten uns schon ewig, und er wird mir schrecklich fehlen. Nicht,
dass wir immer einer Meinung gewesen wären. Er konnte ein verdammter Dickschädel
sein. Aber lange gekannt haben wir uns, ja, das schon.«
Er hörte nicht auf, ihre Hand zu schütteln und vor sich hin zu quasseln, ohne
ihr dabei ein einziges Mal in die Augen zu sehen. Wer sich im Football nicht
auskannte, wunderte sich, wie so ein halbseniler Knacker eine professionelle
Footballmannschaft coachen konnte, doch jene, die ihn in Aktion gesehen hatten,
machten nie wieder den Fehler, seine Trainerqualitäten in Frage zu stellen.
Leider jedoch war er ein unverbesserlicher Schwätzer, und als er auch nach einer
langen Weile keinerlei Anstalten machte, die Luft anzuhalten, unterbrach ihn
Phoebe. »Wie schrecklich lieb von Ihnen, das zu sagen, Mr. Archer. Sie sind ja
ein richtiges Zuckerschnäuzchen.«
Tully Archer war in seinem langen Leben schon vieles genannt worden, ein
Zuckerschnäuzchen aber gewiss noch nie. Ein paar Sekunden war er sprachlos, was
Phoebe wohl beabsichtigt hatte, denn sie nutzte die günstige Gelegenheit, sich
von ihm abzuwenden, nur um sich unversehens einer Versammlung von Monstern
gegenüberzusehen, die in einer geduldigen Reihe, einer hinter dem anderen,
darauf warteten, ihr Beileid bekunden zu dürfen.
In Schuhen von der Größe von Schleppkähnen standen sie herum und traten verlegen
von einem Fuß auf den anderen. Wahre Fleischberge waren sie, deren Köpfe direkt
auf ihren massigen Schultern zu sitzen schienen, mit Oberschenkeln so dick wie
Walfischbabys. Ihre Riesenpranken hingen gefaltet herunter, als erwarteten sie,
jeden Moment die Nationalhymne spielen zu hören. Ihre monströsen Körper steckten
in königsblauen Teamblazern und dazu grauen Hosen. Schweiß funkelte in dicken
Tröpfchen auf Stirnen, die von einem glänzenden Blauschwarz bis zu einem
sonnenverbrannten Weiß reichten. Wie Sklaven auf einer Südstaatenplantage waren
die Spieler der Chicago-Stars-Footballmannschaft aufmarschiert, um ihrem
verstorbenen Besitzer die Ehre zu erweisen.
Ein schlitzäugiges, halsloses Ungeheuer, das aussah, als solle es eher einen
Häftlingsaufstand in einem Hochsicherheitstrakt anführen, trat vor, den Blick so
bemüht auf Phoebes Gesicht geheftet, dass es offensichtlich war, wie sehr er
sich zwang, nicht ihre spektakulären Brüste zu beäugen. »Mein Name ist Elvis
Crenshaw. Ich bin nose guard bei den Stars. Tut mir echt Leid wegen Mr.
Somerville.«
Phoebe bedankte sich, und der nose guard ging weiter, wobei er Viktor Szabo im
Vorbeigehen einen neugierigen Blick zuwarf.
Viktor, der nicht weit von Phoebe stand, hatte seine Rambo-Pose eingenommen, was
gar nicht so einfach hinzukriegen ist, wenn man einen kleinen weißen Pudel in
der Armbeuge hat anstatt einer Uzi. Trotzdem, es schien zu wirken, denn die
Augen fast jedes anwesenden weiblichen Wesens hingen an ihm. Wenn er jetzt bloß
noch die Aufmerksamkeit jenes hinreißenden Geschöpfs mit dem wundervollen
Knackarsch erregen könnte, dann wäre sein Tag wahrhaftig perfekt.
Unglücklicherweise war das hinreißende Geschöpf mit dem wundervollen Knackarsch
gerade vor Phoebe getreten und hatte nur Augen für sie.
»Miz Somerville, ich bin Dan Calebow, head coach der Stars.«
»Aber hallooo, Mr. Calebow«, schnurrte Phoebe mit einer Stimme, die, wie Viktor
fand, eine ziemlich eigenartige Kreuzung zwischen Bette Midler und Bette Davis
war, doch er war schließlich Ungar und was wusste er schon.
Phoebe war Viktors beste Freundin auf der ganzen Welt, und er hätte alles für
sie getan, was auch der Grund war, warum er sich zu dieser makabren Scharade, in
der er als ihr Liebhaber auftrat, breitschlagen hatte lassen. In diesem Moment
hätte er sie jedoch am liebsten aus der Gefahrenzone gerissen. Anscheinend
begriff sie nicht, dass sie hier mit dem Feuer spielte. Oder vielleicht doch.
Wenn Phoebe sich nämlich bedrängt fühlte, was angesichts dieses beeindruckenden
Machotypen offenbar der Fall war, dann konnte sie eine ganze Armee von
Verteidigungswaffen auffahren, deren wenigste jedoch mit Bedacht und Vorsicht
gewählt waren.
Dan Calebow hatte Viktor bis jetzt noch keines Blickes gewürdigt, was den Ungar
zu dem seufzenden Schluss veranlasste, dass dieser leckere Brocken wohl, wie
leider so viele Geschlechtsgenossen, einem alternativen Lebensstil vollkommen
verschlossen gegenüberstand. Eine Schande zwar, die Viktor jedoch mit der ihm
eigenen versöhnlichen Natur akzeptierte.
Phoebe mochte Dan Calebow ja unbekannt sein, doch Viktor war ein Footballfan und
wusste, dass Calebow einmal einer der explosivsten und umstrittensten
quarterbacks der NFL gewesen war, bevor er vor fünf Jahren zu spielen aufhörte
und sich dem Coachen zuwandte. Bert hatte letztes Jahr, mitten in der Saison,
den Cheftrainer der Stars gefeuert und Dan angeheuert, der bis dato für die
rivalisierenden Chicago Bears gearbeitet hatte.
Calebow war ein Hüne von einem Mann, ein blonder Löwe, der sich mit dem
Selbstbewusstsein eines Menschen bewegte, der keine Geduld für Selbstzweifel
hat. Viktor selbst war einsdreiundachtzig, und dieser Mann war sogar noch ein
Stück größer als er und um einiges muskulöser als die meisten professionellen
quarterbacks. Er besaß eine hohe, breite Stirn und eine kräftige Nase mit einem
kleinen Buckel, als wäre sie schon einmal gebrochen gewesen. Seine Unterlippe
war ein klein wenig voller als seine Oberlippe, und zwischen Mund und Kinn
verlief waagerecht eine feine weiße Narbe. Am interessantesten an seinem Gesicht
war jedoch nicht die Macho-Narbe und auch nicht die dicke, dunkelblonde
Löwenmähne. Es waren seine Augen, ein Paar raubtierhafter, meergrüner Augen, die
in diesem Moment gerade seine arme Phoebe aufspießten. So durchdringend war
dieser Blick, dass Viktor halb und halb erwartete, Dampf von Phoebes Haut
aufsteigen zu sehen.
»Mein aufrichtiges Beileid«, sagte Calebow mit einem weichen Südstaatenakzent.
Er war seine Kindheit in Alabama nie ganz losgeworden. »Wir werden ihn sehr
vermissen.«